Schwesig: Wir brauchen weniger Gegeneinander und mehr Miteinander
Neujahrsempfang im Ozeaneum in Stralsund
Ministerpräsidentin Manuela Schwesig hat auf ihrem Neujahrsempfang dazu aufgerufen, das Jahr 2025 mit Zuversicht und Tatkraft anzugehen. Wir können alle etwas dazu beitragen, dass 2025 ein gutes Jahr wird. Für unser Land, für unsere Wirtschaft, für den Zusammenhalt, für die Demokratie
, erklärte die Ministerpräsidentin. Das wünsche ich mir für 2025: mehr Zuversicht und weniger Angstmache, weniger Gegeneinander und mehr Miteinander.
Die Landesregierung verfolgt einen klaren Kurs, sagte die Ministerpräsidentin. Die wichtigste Aufgabe sei es, die Wirtschaftskraft des Landes zu stärken, gute Arbeitsplätze mit fairen Löhnen zu sichern und neue zu schaffen. Mecklenburg-Vorpommern war im ersten Halbjahr 2024 erneut das Land mit dem höchsten Wirtschaftswachstum in Deutschland. Unsere größeren Unternehmen haben in den ersten zehn Monaten 2024 ein Umsatzplus von 15 Prozent erzielt. Ein starkes, robustes Wachstum gegen den Bundestrend
, sagte Schwesig. Dennoch sei die insgesamt schwierige wirtschaftliche Lage in Deutschland auch in Mecklenburg-Vorpommern zu spüren.
Planungssicherheit, Verlässlichkeit, Stabilität
Deshalb seien in der Wirtschaftspolitik im Jahr 2025 drei Punkte wichtig. An erster Stelle nannte Schwesig „Planungssicherheit, Verlässlichkeit und Stabilität“: Im Zukunftsbündnis habe die Landesregierung in den vergangenen Jahren gemeinsam mit der Wirtschaft, den Gewerkschaften, der Agentur für Arbeit und den Kommunen wichtige Weichenstellungen vorgenommen. Gemeinsam gehen wir den Fachkräftebedarf an, machen Ausbildung und Arbeit in Mecklenburg-Vorpommern attraktiver. Wir stärken die berufliche Bildung. Das Land unterstützt mit der Praktikumsprämie Ferienpraktika von Schülerinnen und Schülern im Handwerk mit 120 Euro pro Woche. Und am Donnerstag unterzeichnen wir die Kooperationsvereinbarung für die Agentur für Fachkräftezuwanderung
, sagte die Ministerpräsidentin.
Investitionen
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Windkraftturbine und Sonnenkollektoren
© Jason Winter, shutterstock
Windkraftturbine und Sonnenkollektoren
© Jason Winter, shutterstock
Der zweite Schwerpunkt seien Investitionen. Die Landesregierung investiere in die Verkehrsinfrastruktur und die Verbesserung des Nahverkehrs, zum Beispiel mit dem Aufbau eines landesweiten Rufbussystems. Wir investieren in erneuerbare Energien und Wasserstoff
, sagte Schwesig weiter. Wir haben den Ausbau weiter beschleunigt, zusätzliche Stellen in Genehmigungsbehörden geschaffen und Verfahren gebündelt. Mit Erfolg: Allein in den ersten drei Quartalen 2024 wurden Windkraftanlagen mit einem Investitionsvolumen von fast einer Milliarde Euro genehmigt. So soll es 2025 weitergehen.
Als dritten Schwerpunkt nannte die Ministerpräsidentin den Abbau von Bürokratie. Bürokratieabbau ist nicht der Abbau sozialer Standards. Die sind nötig und Errungenschaften unserer Landespolitik, wie das Tariftreuegesetz oder der Frauentag als Feiertag. Mir geht es darum, in der Verwaltung Bürokratie abzubauen: Gesetze unbürokratischer zu gestalten und Vorschriften unbürokratischer anzuwenden.
Sozialer Zusammenhalt im Land
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Mit der Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt und zwei Glücksbringern
© StK M-V
Mit der Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt und zwei Glücksbringern
© StK M-V
Neben Wirtschaft und Arbeitsplätzen gehe es um den sozialen Zusammenhalt im Land. Seit fünf Jahren ist die Kita in Mecklenburg-Vorpommern für die Eltern beitragsfrei. Auch den beitragsfreien Ferienhort haben wir eingeführt. Dabei bleibt es, auch in finanziell schwierigen Zeiten. Darauf können sich die Eltern verlassen
, bekräftigte Schwesig. Im Schulbereich habe die Landesregierung gemeinsam mit den Kommunen ein 400 Millionen-Euro-Programm aufgelegt. Der Unterricht in Deutsch und Mathematik werde gestärkt. Außerdem modernisiere die Landesregierung die Lehrerausbildung mit dem Ziel, diese praxisnäher zu gestalten.
Für die Älteren sei das Seniorenticket eingeführt worden. Mehr als 40.000 über 65-jährige zum Beispiel profitieren vom Seniorenticket. Das ist Zusammenhalt aller Generationen in Mecklenburg-Vorpommern.
Eine wichtige Aufgabe im kommenden Jahr sei die Aufstellung des Doppelhaushaltes 2026 und 2027. Wir haben in Mecklenburg-Vorpommern einen beschlossenen Haushalt für 2025. Und es ist gut, dass wir nicht auf die Ratschläge derer gehört haben, die gesagt haben, wir sollten besser auf den Bund warten. Dann würden wir jetzt nämlich in der Luft hängen. In diesem Jahr stehen wir vor der Aufgabe, den Doppelhaushalt für 2026 und 2027 aufzustellen. Wir müssen die Balance hinkriegen: Sparen, wo wir können. Die Bereiche, die auf staatliche Mittel angewiesen sind, weiter unterstützen und zugleich in unsere Zukunft investieren. Ich versichere Ihnen: Wir setzen auch in Zukunft auf eine solide Finanzpolitik
, sagte Schwesig.
Schwesig: Träger des Landesordens leisten Großartiges für die Gemeinschaft
Auf dem Neujahrsempfang der Ministerpräsidentin werden traditionell besonders engagierte Bürgerinnen und Bürger mit dem Verdienstorden des Landes Mecklenburg-Vorpommern geehrt. Mit dieser höchsten Auszeichnung, die unser Land zu vergeben hat, wollen wir Menschen ehren, die etwas ganz Besonderes, etwas Herausragendes geleistet haben für unser Land und für unser Miteinander hier in MV.
Birgit und Horst Lohmeyer
In diesem Jahr werden Birgit und Horst Michael Lohmeyer aus Jamel geehrt. Als sie 2004 nach Jamel zogen, wollten sie eigentlich ihre Ruhe haben in einem ruhigen Dorf ohne Durchgangsverkehr in Ostseenähe. Wenn da nicht die Nachbarn wären: Rechtsextreme, die das Dorf ab 2005 gezielt übernehmen wollten und aus ihrer Nazi-Gesinnung kein Geheimnis machen. Wie unangenehm und bedrohlich es ist, dort zu leben, haben die Lohmeyers erst am Silvesterabend wieder erleben müssen, als sie mit einer Rakete beschossen wurden
, erinnerte die Ministerpräsidentin.
Andere wären vielleicht wieder weggezogen. Die Lohmeyers sind geblieben und haben ihr Dorf nicht den Nazis überlassen. Seit 2007 organisieren sie das Festival „Jamel rockt den Förster“ - ein Musikfestival mit Informationsständen und Begleitangeboten, die über Rechtsextremismus aufklären und über die Möglichkeiten, sich zu engagieren. Viele lokale und überregionale Initiativen waren schon dabei.
Jamel rockt den Förster
2008 sind 100 Leute zu „Jamel rockt den Förster“ gekommen. Mittlerweile könnten die Lohmeyers viel mehr Karten verkaufen als die 2.500 des vergangenen Jahres. Auch die Bands wurden immer bekannter. „Jamel rockt den Förster“ schlägt als große Solidaritätsaktion Wellen, weit über MV hinaus. Aber auch die Nazis geben nicht auf. Das zeigt der Angriff am Silvesterabend. Es braucht immer noch Mut und ganz viel Kraft, als demokratisch engagierte Menschen in Jamel zu leben. Deshalb ist es so wichtig, dass wir hier im Land nach Jamel schauen. Auch dann, wenn dort nicht gerade der Förster rockt. Denn so schön und idyllisch unsere Dörfer sind: Wir dürfen alle miteinander nicht zulassen, dass Nazis dort ihre Vorstellungen einer geschlossenen Volksgemeinschaft ausleben und andere ausgrenzen.
Die Lohmeyers wünschen sich mehr politische Bildung, betonte Schwesig. Und, dass Vielfalt nicht als Gefahr, sondern als Gewinn und Bereicherung angesehen wird. Und sie wünschen sich mündige Bürgerinnen und Bürger, die Haltung zeigen und Verantwortung für das Gemeinwohl übernehmen.
Alle diese Wünsche sind auch Aufträge an die Politik unseres Landes. Aufträge, hinter denen ich voll und ganz stehe“, betonte Schwesig.
Ich wünsche Birgit und Horst Lohmeyer weiter viel Kraft und Durchhaltevermögen und zeichne sie für ihr herausragendes bürgerschaftliches Engagement, für ihr Eintreten für die Werte der Demokratie und für ihren großen Mut, sich täglich den Widrigkeiten und Anfeindungen entgegenzustellen, mit dem Verdienstorden des Landes Mecklenburg-Vorpommern aus.
Petra Schwaan-Nandke
Ebenfalls mit dem Landesorden wird Petra Schwaan-Nandke geehrt. Bereits mit sieben Jahren hat sie plattdeutsche Gedichte vor Publikum vorgetragen. Viele weitere Auftritte sollten diesem folgen. „Und eine lebenslange Liebe zur alten Sprache unseres Landes, dem Plattdeutschen.“
Nach ihrer Ausbildung als Facharbeiterin für Gemüsebau begann Frau Schwaan-Nandke als Kulturmitarbeiterin beim Rat der Stadt Grimmen zu arbeiten. Später studierte sie Kulturwissenschaft in der DDR. Ihr Abschluss wurde nach der politischen Wende 1989/90 nicht anerkannt. Dafür brachten die politischen Veränderungen ganz neue Chancen und eröffneten ihr die Möglichkeit, als vielseitige freie Künstlerin kreativ tätig zu sein. Von 2001 bis 2010 war sie ehrenamtliche künstlerische Leiterin der „Plattdütsch Späldäl to Stralsund“. In dieser Zeit hat sie der Späldäl zu einem enormen Ruf weit über die Landesgrenzen von Mecklenburg-Vorpommern hinaus verholfen. Zudem hat sie zahlreiche Soloprogramme im gesamten Bundesland und auf ihrem Hof in Wilmshagen gespielt und so die plattdeutsche Sprache in den Blickpunkt gerückt.
Auch mit den Darß-Festspielen sei ihr Name untrennbar verbunden.
Über Jahre war sie das Gesicht der Darß-Festspiele und der unumstrittene Publikumsliebling. Um Kindern und Jugendlichen Platt näher zu bringen, hat sie darüber hinaus Märchen an Schulen aufgeführt, Plattdeutschkurse für Lehrerinnen und Kitaerzieher gegeben und dafür selbst die Materialien entworfen. Außerdem war sie viele Jahre Gemeindevertreterin sowie von 2004 bis 2009 1. Stellvertretende Bürgermeisterin der Gemeinde Wilmshagen.
Frau Schwaan-Nandke stand auf vielen großen Bühnen und ist weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Ihr Einsatz für das Plattdeutsche ist beispielhaft. Ich freue mich sehr, sie für ihren herausragenden und wichtigen Beitrag für die Pflege und Vermittlung der Niederdeutschen Sprache in unserm Land mit dem Verdienstorden des Landes Mecklenburg-Vorpommern auszeichnen zu können.