Umgang mit Niederschlagswasser in der Landwirtschaft: Ministerium stellt Leitfaden bereit

Nr.141/2024  | 12.06.2024  | LM  | Ministerium für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt

 

Hof- und Verkehrsflächen von Landwirtschaftsbetrieben (LWB) und Biogasanlagen (BGA) bergen durch den Umgang mit Biomasse, tierischen Fäkalien und ggf. auch Düngemitteln sowie sonstigen Einsatzstoffen ein großes Potential zur Beeinträchtigung der Niederschlagswasserqualität. Dies gilt insbesondere dann, wenn es nicht gelingt, die auf den Anlagen anfallenden Stoffströme sachgerecht zu bewirtschaften. Für einen wirksamen Gewässerschutz ergeben sich daher spezielle Herausforderungen.

Das Ministerium für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt Mecklenburg-Vorpommern hat deshalb das Steinbeis Transferzentrum (STZ) Wasser, Landschaft und Umwelt, welches über einen Kooperationsvertrag mit der Professur Wasserwirtschaft an der Universität Rostock verbunden ist, mit der Erstellung eines entsprechenden Leitfadens beauftragt. Dieser soll Anlagenbetreibenden, -planenden sowie Genehmigungs- und Überwachungsbehörden helfen, die Entwässerungssituation landwirtschaftlicher Betriebe und Biogasanlagen zu beurteilen und, soweit notwendig, Anpassungserfordernisse abzuleiten.

„Die geregelte und korrekte Niederschlagswasserbeseitigung im ländlichen Raum und dort im speziellen auf landwirtschaftlichen Betrieben stellt einen wichtigen Baustein zum Schutz von Grundwasser und Oberflächengewässer dar. Werden Festmist, Jauche, Gülle, Silagesickersaft, Gärreste nicht vollständig und ordnungsgemäß gesammelt und gelangen sie unbehandelt oder verdünnt mit Niederschlagswasser in Gewässer, kann dies weitreichende Folgen haben. Durch den Abbau der organischen Substanzen kommt es zu Sauerstoffmangel und es können in Kombination mit anderen Faktoren, wie z.B. hohen Temperaturen, stark fischgiftige Stoffe entstehen. Bestimmte freigesetzte Pflanzennährstoffe können außerdem zur Massenentwicklung von Algen und Wasserpflanzen führen. Gelangt Silagesickersaft ins Grundwasser, führt dies auch hier zu einer wesentlichen Verschlechterung der Grundwasserbeschaffenheit. Es gilt deshalb: Vorsorge ist besser als Nachsorge. Der Leitfaden stellt alle wichtigen Informationen und Abläufe komprimiert zusammen: u.a. die bestehenden rechtlichen Anforderungen, Empfehlungen für organisatorische und bauliche Maßnahmen sowie zur Erarbeitung eines Havarieplans für den Ernstfall“, betonte Minister Backhaus.

Der Leitfaden verdeutlicht, dass für eine sachgerechte Bewirtschaftung des Niederschlagswassers in den Betrieben die gesamte Prozesskette, von der Abflussbildung auf den Flächen bis zur Verwertung bzw. Ableitung des Niederschlagswassers, betrachtet werden muss. „Eine wesentliche Voraussetzung für eine nachhaltige Niederschlagswasserbewirtschaftung auf den Anlagen ist die Minimierung der Belastung des Niederschlagswassers am Anfallort. Hierfür ist eine verschmutzungsminimierende Flächenbewirtschaftung sowie regelmäßige Reinigung der Betriebsflächen und die getrennte Erfassung und Verwertung der hoch belasteten Teilströme erforderlich“, erläuterte Minister Backhaus.

Der Leitfaden und der ausführliche Abschlussbericht des Projektes, der weiterführende Informationen, Untersuchungsergebnisse und Bemessungsempfehlungen beinhaltet, geben einen detaillierten Überblick über die spezifischen Problembereiche und mögliche Lösungsansätze.

„Es ist mir wichtig hervorzuheben, dass der Leitfaden keine neuen rechtlichen Anforderungen aufstellt, sondern Lösungsansätze für die bereits bestehenden Anforderungen aufzeigt, die auf Best Practice Beispielen fußen“, sagte der Minister.

Der Leitfaden und der ausführliche Abschlussbericht können auf der Internetseite des Landwirtschaftsministeriums heruntergeladen werden.

Hier sind auch die zur weiteren Hilfestellung erstellten Berechnungswerkzeuge für die landwirtschaftliche Beregnung und den Immissionsnachweis bei Einleitung des Niederschlagswassers in Oberflächengewässer sowie eine Checkliste zur Ersterfassung des Entwässerungssystems verfügbar.