Boden des Jahres

Boden ist neben Wasser und Luft eine lebenswichtige, nicht erneuerbare Ressource, die immer stärkeren Belastungen ausgesetzt ist. Boden ist nicht vermehrbar, aber leicht zerstörbar. Ist er einmal zerstört, kann er kaum wiederhergestellt werden. Natürlich ist Bodenschutz eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die allen Beteiligten - bis hin zum Verbraucher - immer wieder ins Bewusstsein gerückt werden muss! Auch heute noch ist der Boden das Stiefkind des Umweltschutzes, obwohl ihm insbesondere im Rahmen des Klimaschutzes eine herausragende Rolle als Kohlenstoffspeicher zukommt. 

In Deutschland wird seit 2004 alljährlich am 5. Dezember zum Weltbodentag der Boden des Jahres für das folgende Jahr ausgerufen. Dies erfolgt in einer Veranstaltung des Kuratoriums Boden des Jahres in Zusammenarbeit mit einer bedeutenden staatlichen Einrichtung (einem Bundesministerium, einer Bundesbehörde oder einem Bundesland). Das Kuratorium Boden des Jahres ist ein Gremium der Deutschen Bodenkundlichen Gesellschaft (DBG), des Bundesverbandes Boden (BVB) sowie des Ingenieurtechnischen Verbandes für Altlastenmanagement und Flächenrecycling (ITVA) unter dem gemeinsamen Dach der Aktionsplattform Bodenschutz. Die Schirmherrschaft (Dauer 1 Jahr) einschließlich der Organisation der Festveranstaltung sowie öffentlich wirksamer Lobbyarbeit für den Boden des Jahres wird seit dem Jahr 2007 jeweils von einem Bundesland bzw. im Jahr 2021 vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie und 2024 vom BMEL übernommen.

Der jeweilige Boden wird hinsichtlich seiner Merkmale, seiner Entstehung, seiner Verbreitung, seiner Bedeutung für die Menschen und seiner Gefährdung ausführlich beschrieben und zum Weltbodentag öffentlichkeitswirksam präsentiert.

2025 – Die Rendzina

Dr. Till Backhaus, Minister für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt Mecklenburg-Vorpommern hat die Schirmherrschaft für den diesjährigen Boden des Jahres übernommen.

Dr. Till Backhaus hält eine Rede an einem Pult.Details anzeigen
Dr. Till Backhaus hält eine Rede an einem Pult.

Dr. Till Backhaus übernahm die Schirmherrschaft für den Boden des Jahres 2025.

Dr. Till Backhaus übernahm die Schirmherrschaft für den Boden des Jahres 2025.

Am 05.12.2024, dem Internationalen Tag des Bodens, wurde im Rahmen einer Festveranstaltung in der Landesvertretung von Mecklenburg-Vorpommern in Berlin der „Boden des Jahres 2025“ präsentiert. Gekürt wurde die Rendzina.

Die Präsentation auf der Festveranstaltung war eine gemeinsame Aktion des Kuratoriums Boden des Jahres, des Ministeriums für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt des Landes Mecklenburg-Vorpommern und des Landesamts für Umwelt, Naturschutz und Geologie Mecklenburg-Vorpommern (LUNG M-V) Die Aktion wird gefördert vom Umweltbundesamt (UBA) in Dessau.

 

 Die Präsentation des Bodens des Jahres 2025 erfolgt in deutsch-dänischer Kooperation, da die Rendzinen auf der Insel Rügen und der Insel Møn den gleichen geologischen Ursprung haben. Ein besonderer Dank gilt den dänischen Kollegen Prof. Bjarne W. Strobel, (Section for Environmental Chemistry and Physics, Universität Kopenhagen) und Nils Natorp (Direktor des GeoCenters Møns Klint) sowie allen weiteren Beteiligten.

In Mecklenburg-Vorpommernnehmen diese Böden eine Gesamtfläche von nur ca. 800 ha ein. Trotz ihres seltenen Vorkommens und der damit auch geringen Bedeutung als Landwirtschaftsstandort, ist die Rendzina für Mecklenburg-Vorpommern sehr bedeutsam. Sie überprägt die Kreidefelsen auf der Insel Rügen - ein Wahrzeichen des Landes, birgt Schätze der Natur- und Kulturgeschichte sowie den vielseitig verwendbaren Rohstoff Kreide und sie ist lebenspendender Standort für den Jasmunder Buchenwald mit seinen zahlreichen seltenen Tieren und Pflanzen - einem Weltnaturerbe der UNESCO.

Die Kreideküste Jasmunds ist einer der bedeutendsten geologischen Aufschlüsse Norddeutschlands. Neben Kreide besteht die Küste aus Sand, Lehm, Mergel und Findlingen. Die Schichtung zeugt von gewaltigen, längst vergangenen Ereignissen. Zahlreiche Arten von kreidezeitlichen Fossilien wie z. B. Belemniten (Donnerkeile), Seeigel, Muscheln und Korallen sind hier zu finden und lassen sich im Steingeröll unterhalb der Kreidefelsen entdecken. Für viele interessierte Besucher gewinnt der Nationalpark damit zusätzliche Attraktivität. Hier wird besonders deutlich, dass der Boden auch ein Archiv der Naturgeschichte darstellt und es wird ein Bewusstsein für diese schützenswerte Bodenfunktion geschaffen.

Ein Blick über die Ostsee auf die weißen Kreidefelsen.Details anzeigen
Ein Blick über die Ostsee auf die weißen Kreidefelsen.

Blick auf das Buchenwaldreservat Jasmund und die kreidezeitlichen Klippen an der Ostküste der Insel Rügen.

Blick auf das Buchenwaldreservat Jasmund und die kreidezeitlichen Klippen an der Ostküste der Insel Rügen.

Gerade das Zusammenspiel von malerischer Kreideküste, alten Buchenwäldern und Millionen Jahre alten erdgeschichtlichen Zeugnissen geben der Auswahl M-Vs einen besonderen Reiz und trotz geringer Flächenrelevanz eine herausragende Bedeutung. Diese Landschaft ist außergewöhnlich. Der majestätische Anblick des Königsstuhls oder die beeindruckende Szenerie an den Wissower Klinken, hat daher über Jahrhunderte auch zahlreiche Künstler angezogen und begeistert – darunter auch Berühmtheiten wie den Maler Caspar David Friedrich.

Das Wort Rendzina leitet sich aus der polnischen Sprache ab. „Rędzina“ bedeutet Kratzer und das Wort „rzedzic“ so viel wie röcheln/rauschen. Aufgrund der geringen Mächtigkeit des Bodens ist die Rendzina – wenn überhaupt – mit dem Pflug nur sehr flachgründig zu bearbeiten. Der Name verdeutlicht also das scharrende, rauschende Geräusch, welches bei der Bodenbearbeitung mit dem Pflug an den vielen Steinen im Boden und auf dem Festgestein entsteht. Das polnische Umgangswort wird sinngemäß auch als „kommunizieren“ übersetzt und umschreibt so die Geräuscheffekte während der Bodenbearbeitung - als würde der Boden mit dem Pflüger „sprechen“. Die Rendzina ist ein Boden, der sich aus Kalk oder Gipsgestein entwickelt hat und über dem häufig klüftigen Festgestein meist nur 2 – 3 dm mächtig ist. Durch Bildung und Anreicherung von Humus besitzt sie einen dunkel gefärbten Oberboden. Darunter folgt unmittelbar das kaum verwitterte Bodenausgangsgestein (Kalkstein, Dolomit oder Gips). Der Oberboden der Rendzina ist humusreich aber nach wie vor meist kalk- bzw. gipshaltig.

 

Verbreitung der Rendzinen in Deutschland. (BÜK250 V6.0) – © U. Stegger, D. Krug (BGR) – © GeoBasis-DE/BGK 2018Details anzeigen
Verbreitung der Rendzinen in Deutschland. (BÜK250 V6.0) – © U. Stegger, D. Krug (BGR) – © GeoBasis-DE/BGK 2018

Verbreitung der Rendzinen in Deutschland. (BÜK250 V6.0) – © U. Stegger, D. Krug (BGR) – © GeoBasis-DE/BGK 2018

Verbreitung der Rendzinen in Deutschland. (BÜK250 V6.0) – © U. Stegger, D. Krug (BGR) – © GeoBasis-DE/BGK 2018

Vorkommen

in der Welt: typisch für Karstgebiete und viele Gebirge

in Deutschland: klassisch in Karstgebieten vor allem in Mittelgebirgen und den Alpen in denen kalkreiches Material und Hangneigung zusammentreffen

in M-V: In Norddeutschland und Dänemark haben sich Rendzinen aus Kreide entwickelt. Ein Hauptverbreitungsgebiet liegt auf der Insel Rügen (Jasmund); außerdem gibt es vereinzelte Vorkommen, welche sich auf von eiszeitlichen Gletschern abgelagerten Kreideschollen gebildet haben (Malchower Kreidebezirk).

Eine lila Orchidee auf einem Kalktrockenrasen.Details anzeigen
Eine lila Orchidee auf einem Kalktrockenrasen.

Kalktrockenrasen und Orchideen auf der Insel Møn (Dänemark).

Kalktrockenrasen und Orchideen auf der Insel Møn (Dänemark).

Bedeutung für Landwirtschaft bzw. Wasserhaushalt/Umwelt etc.

Aufgrund der Geringmächtigkeit des Oberbodens versickert das Regenwasser schnell, die Böden können nur wenig Wasser speichern und neigen zur Trockenheit. Rendzinen, die sich aus lockerem Kalkstein wie der Schreibkreide entwickelt haben, sind für Bäume tiefgründig erschließbar und besitzen eine bessere Wasserversorgung.

Die Fruchtbarkeit der Rendzina ist hoch. Der leicht basische und lockere krümelige Oberboden besitzt eine gute Verfügbarkeit von Nährstoffen und bietet gute Bedingungen für Bodenorganismen wie Regenwürmer, Insekten und Kleinstlebewesen. Streu wird schnell zersetzt und in den Oberboden eingearbeitet. Dabei entsteht hochwertiger Humus.

Eine Bodenbearbeitung ist durch die geringe Mächtigkeit des Oberbodens jedoch nur sehr flach möglich. Die Nutzung der Rendzinen erfolgt eher als Wald oder Grünlandstandort, selten als Acker. Häufig entwickeln sich auf Rendzinen artenreiche Kalktrockenrasen.

Eine Panorama-Aufnahme eines Kalktrockenrasens.Details anzeigen
Eine Panorama-Aufnahme eines Kalktrockenrasens.

Kalktrockenrasen und Orchideen auf der Insel Møn (Dänemark).

Kalktrockenrasen und Orchideen auf der Insel Møn (Dänemark).

  

Ein Blick in einen Tagebau, in dem Maschinen und Geräte liegen.Details anzeigen
Ein Blick in einen Tagebau, in dem Maschinen und Geräte liegen.

Kreidetagebau Promoisel auf Rügen.

Kreidetagebau Promoisel auf Rügen.

Rendzina aus Kreidekalkstein auf Rohstofflagerstätten

Rügener Kreide wird z. B. für die Zementherstellung, die Produktion von Düngekalk und in Produkten der Elektro-, Lack-, Farben-, Pharma-, Kosmetik-, Gummi- und Kabelindustrie eingesetzt sowie in der Wellnessbranche und Medizin.

Nach Beendigung des Rohstoffabbaus werden die Abbauflächen so hergerichtet, dass sich im Laufe von Jahrzehnten wieder Rendzinen entwickeln können.

 

geplante Termine Aktionen im Rahmen des Bodens des Jahres 2025

  • Ausstellung im LUNG M-V
  • deutsch-dänische Bodenexkursion (Mai 2025)
  • Ausstellung im Kreidemuseum Gummanz
  • Ausstellung im Nationalparkzentrum Jasmund

Weitere Informationen: