Mahn- und Gedenkstätte Wöbbelin wird mit Landeshilfe saniert
Das Land unterstützt die Sanierung mit 750.000 Euro
Die Mahn- und Gedenkstätte soll saniert und erweitert werden.
Kulturministerin Bettina Martin übergab dazu den Förderbescheid im Beisein von Landrat Stefan Sternberg und dem Direktor der Landeszentrale für politische Bildung, Jochen Schmidt, an die Bürgermeisterin der Gemeinde Wöbbelin, Viola Tonn und an die Leiterin der Gedenkstätte, Anja Pinnau.
Die 750.000 Euro stammen aus dem so genannten PMO-Vermögen, also aus Mitteln der Parteien und Massenorganisationen der ehemaligen DDR, die den ostdeutschen Ländern und Berlin für wirtschaftliche, soziale und kulturelle Zwecke zur Verfügung stehen.
In Wöbbelin wird die Sanierung an den bestehenden Gebäuden und Seminarräumen der Gedenkstätte sowie die Errichtung eines Anbaus für Bildungszwecke als „Klassenzimmer“ und Veranstaltungsraum gefördert.
„Die Mahn- und Gedenkstätte Wöbbelin ist ein bedeutender Erinnerungsort. Auch zukünftige Generationen lernen dort, in welchen Abgrund Diktaturen und Menschenhass führen. Wöbbelin ist ein herausragendes Beispiel wie das gemeinsame Engagement von Kommune, Landkreis und Land eine lebendige Erinnerungskultur ermöglichen. Damit hat sich Wöbbelin zu einem Ort entwickelt, an dem professionelle Bildungs- und Erinnerungsarbeit stattfindet und der auch über die Landesgrenzen hinaus von Bedeutung ist“, so Kulturministerin Bettina Martin bei der Übergabe: „Diese gute Arbeit soll weitergehen und ausgebaut werden. Die dafür nötigen Räumlichkeiten können durch diese Förderung geschaffen und die bestehenden Gebäude modernisiert werden.“
Landrat Stefan Sternberg, Vorsitzender des Vereins Mahn- und Gedenkstätten im Landkreis Ludwigslust-Parchim: „Mit der Finanzierung des Anbaus und der Sanierung der Mahn- und Gedenkstätten Wöbbelin durch das Land wird dieser Ort für die Zukunft gestärkt und auf den aktuellen technischen Stand gebracht, um die wichtige Bildungsarbeit in den nächsten Jahren fortführen zu können. Für diese wertvolle Unterstützung danke ich der Landesregierung. Als Ort der Auseinandersetzung mit Geschichte und Gegenwart sind die Mahn- und Gedenkstätten Wöbbelin seit vielen Jahren ein wichtiger Erinnerungsort von europäischer und internationaler Bedeutung sowie ein Lern- und Bildungsort, der Schulen und anderen Einrichtungen ein umfangreiches pädagogisches Angebot bietet. In diesem Engagement dürfen wir nicht nachlassen.“
Die Gedenkstätte wird durch den Verein „Mahn- und Gedenkstätten im Landkreis Ludwigslust-Parchim e.V.“ geführt und durch den Landkreis Ludwigslist Parchim mit rund 254.000 Euro unterstützt. Das Land Mecklenburg-Vorpommern beteiligt sich über Projektförderung und die Unterstützung von einzelnen Veranstaltungen, wie der Feier zum Jahrestag der Befreiung des Lagers.
2024 lag die Unterstützung des Landes für die Gedenkstätte bei insgesamt 66.000 Euro.
Das Außengelände der Gedenkstätte Wöbbelin wurde schon 2022 mit Unterstützung des Landkreises Ludwigslust-Parchim und der Landeszentrale für politische Bildung neu gestaltet.
„Gute Erinnerungsarbeit braucht gute Rahmenbedingungen. Die Mahn- und Gedenkstätte Wöbbelin wird nach der Sanierung und mit den entstehenden neuen Räumen über eine ausgezeichnete Infrastruktur verfügen. Die innovative pädagogische Arbeit der Gedenkstätte verbindet schon heute die kritische Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts mit politischer Bildung für die Gegenwart. Die Förderung ist deshalb eine Investition in eine offene, kritische Erinnerungskultur und damit eine Investition in unsere Demokratie“, so Jochen Schmidt, Direktor der Landeszentrale für politische Bildung Mecklenburg-Vorpommern.
Hintergrund
Die Mahn- und Gedenkstätten Wöbbelin stehen im Spannungsfeld deutscher Geschichte zwischen der Erinnerung an den Dichter Theodor Körner und dem Gedenken an die Opfer des Konzentrationslagers Wöbbelin.
Am 27. August 1813 wurde der Dichter Carl Theodor Körner, der als Freiwilliger des Lützower Freikorps in den so genannten „Befreiungskriegen“ gegen Napoleon in der Nähe von Gadebusch tödlich verwundet worden war, in Wöbbelin beigesetzt. Bereits 1814 wurde ein Denkmal an der Begräbnisstätte in Wöbbelin für den bekannten Schriftsteller und Patrioten errichtet. Die Mahn- und Gedenkstätten erinnern an das Leben Körners im historischen Kontext und zeigen die politisch-ideologische Vereinnahmung seines Lebens durch nachfolgende Generationen.
Im Februar 1945 wurde in der Nähe von Wöbbelin an der Landstraße nach Ludwigslust das letzte Außenlager des KZ Neuengamme eingerichtet. In der kurzen Zeit seines Bestehens war das Lager Wöbbelin Station für über 5.000 Opfer des Hitler-Regimes, unter anderem weil es ab Mitte April 1945 zum Auffanglager für mehrere Räumungstransporte aus anderen KZ-Außenlagern wurde. Die Häftlinge kamen aus mehr als 25 Nationen, fast 1.000 von ihnen starben infolge der extremen Haftbedingungen an Krankheiten, Hunger und Erschöpfung. Die letzten Opfer wurden nach der Befreiung des Lagers auf Befehl der amerikanischen Militärbehörden in Ludwigslust, Schwerin, Hagenow und Wöbbelin beigesetzt.
Bereits seit 1965 erinnert im Besucherzentrum Wöbbelin eine Ausstellung an die Opfer des Konzentrationslagers. Als Ort der Auseinandersetzung mit Geschichte und Gegenwart sind die Mahn- und Gedenkstätten Wöbbelin heute ein Lernort von europäischer Bedeutung. Das Ziel der Erinnerungs- und historisch-politischen Bildungsarbeit ist es, Besucherinnen und Besucher bzw. Schülerinnen und Schüler sowie Erwachsene jeden Alters im Hinblick auf das im Nationalsozialismus begangene Unrecht zu sensibilisieren sowie über heutige Formen von Intoleranz, Rassismus und Antisemitismus aufzuklären.