MV übergibt Störe an Schweden

Nr.096/2024  | 24.04.2024  | LM  | Ministerium für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt

Die Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern (LFA MV) hat über den Winter Baltische Störe (Acipenser oxyrinchus) des Jahrgangs 2023 aufgezogen, von denen nun 100 mit einer durchschnittlichen Länge von 60 cm nach Schweden transportiert und dort im Göta Älv ausgesetzt werden sollen.

„Mit dem Besatz in Schweden nutzt ein weiteres Land Nachkommen des an der LFA MV etablierten einzigen funktionalen Elterntierbestandes des Baltischen Störs im Ostseeraum. Für das Wiederansiedlungsprogramm in der Ostsee wurden an der LFA MV aufgezogene Störe in den letzten Jahren bereits an Polen, Estland, Litauen und Lettland abgeben. Die großflächige Verteilung der jungen Störe soll dazu beitragen, dass diese Art zukünftig im gesamten südlichen Ostseeraum wieder heimisch wird“, freut sich Agrarstaatssekretärin Elisabeth Aßmann.

„Um für dieses Ziel notwendige wissenschaftliche Informationen zu erhalten, werden die für den Besatz in Schweden vorgesehenen Störe mit Telemetrie-Sendern versehen“, führt der Direktor der LFA Dr. Peter Sanftleben aus. Mittels dieser Sender können das Wanderverhalten und die bevorzugten Aufenthaltsgebiete der Störe in den schwedischen Gewässern untersucht und damit datenbasierte Empfehlungen für das zukünftige besatzgestützte Bestandsmanagement in Schweden gegeben werden.

„Die bereits in der Planung für den jetzigen Besatz existierende enge Zusammenarbeit zwischen den schwedischen Kolleginnen und Kollegen sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Institutes für Fischerei der LFA MV wird für die anstehenden Untersuchungen weiter fortgesetzt und intensiviert“, so Sanftleben mit Blick in die Zukunft.

Hintergrund

Nach mehrjähriger Forschung und Vorbereitung werden in diesem Jahr erstmals Baltische Störe im Göta Älv nahe der schwedischen Stadt Lilla Edet flussaufwärts von Göteborg ausgesetzt. Von der in Schweden ausgestorbenen Störart gab es in diesem Fluss bis zum Ende des 19. Jahrhunderts nachweislich eine reproduktive Population. Zusammen mit Mitarbeitern der LFA MV wurden im Vorfeld im zusammenhängenden Flusssystem Göta Älv und Nordre Älv sowohl Laichgebiete mit einer Kapazität für mindestens 200 Individuen als auch Aufwuchshabitate für Larven und Jungtiere identifiziert. Das schwedische Wiederansiedlungsprojekt erfolgt in Kooperation der Schwedischen Universität für Agrarwissenschaften mit dem Naturhistorischen Museum Göteborg, dem Schwedischen Anglerverein und der Universität Göteborg. Eingebettet ist es in ein ostseeweites Bestandswiederherstellungsvorhaben unter dem Dach der HELCOM, über das die enge Kooperation mit der LFA MV und dem zweiten deutschen Partner, dem Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei Berlin sowie allen anderen beteiligten Ländern koordiniert wird.

Im Jahr 2023 sind in der Forschungsanlage Born des Instituts für Fischerei der LFA MV etwa 2,5 Millionen Baltische Störe geschlüpft. Im Rahmen des HELCOM-Programms werden nun Störe erstmals an Schweden weitergegeben, um dort die Tiere in den Flüssen ihres historischen Verbreitungsgebiets zu besetzen und damit auch die Chancen eines ostseeweiten Bestandsaufbaus weiter zu erhöhen. Die LFA MV hält und entwickelt seit 2010 europaweit den einzigen reproduktiven Laichtierbestand des Baltischen Störs, mit dem jährlich genügend Besatzmaterial für alle Partner des Programms erzeugt werden kann. Damit übernimmt die LFA eine überaus wichtige und verantwortungsvolle Rolle bei der Wiederansiedlung des Baltischen Störs in der Ostsee.

Im aktuellen Mitteilungsheft der LFA MV wird auf 100 Seiten die Forschungsarbeit zum Baltischen Störs präsentiert. Das Heft 65 ist auf der Homepage der LFA MV (https://www.landwirtschaft-mv.de/Landesforschungsanstalt/LFA/Mitteilungen/) als PDF verfügbar.